Montag, 5. Januar 2004

Und es geht schon wieder los...
Nachdem über die Adventszeit und Silvester der S-Bahn-Verkehr ohne Stammstreckensperrung auskam, geht es nun im neuen Jahr wieder los mit den Bauarbeiten.
"Ab 10. Januar 2004 werden die Bauarbeiten im S-Bahn-Tunnel wieder aufgenommen. Nach der Baupause (29.11.03- 09.01.04) in der Weihnachtszeit werden somit die Einschränkungen auf der Stammstrecke wieder wirksam:
  • Tunnelsperrung an Wochenenden (samstags ab ca. 20 Uhr bis montags ca. 4 Uhr)
  • nächtliche Einschränkungen (Mo/Di bis Fr/Sa jeweils ab ca. 21:30 Uhr bis ca. 4 Uhr)"
Quelle: MVV-München
Weitere Infos dazu gibt es auch unter diesem Link

Die Bauarbeiten im Tunnel sollen bis 16. Februar 2004 abgeschlossen sein, die Nachteinschränkungen gelten noch bis 3. April 2004. Ein Ende des Bau-Chaos ist also abzusehen. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich das Ganze dann auch gelohnt hat... ;-)

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Ob sich das gelohnt hat...? Das Chaos besteht ja nicht wegen der Baustelle an sich, sondern wegen des Stellwerks. Und das sollte doch schon seit einem viertel Jahr funktionieren. Allerdings wurden bei der Realisierung einige Dinge nicht beachtet. Schnelle Rechner, langsame Relais...da hat man das Gefühl, da wurde etwas voreilig und Hauptsache schnell gemacht. Wie das damit weitergeht, wird sich zeigen...

Gruß, Steffi

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Wie meinst Du? Haben die echt in der Eile die falsche Technik eingebaut? Ich hatte sowas mal läuten hören, aber keine wusste was genaues? Das ist ja dann schon ein kleiner Hammer...

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...oder auch ein größerer
Es muss gar nicht die "falsche" Technik sein. Es geht in erster Linie darum, dass die "neue" Technik mit der "Alten" nicht zusammenarbeitet. Die "alte" Technik ist das Stellwerk an sich. Dieses Stellwerk komplett zu erneuern kostet ein Heidengeld. Hier sind auch die "zu langsamen" Relais zu finden. Die neue Technik sind die Elektronik und die (schnellen) Rechner, die die Relais ansteuern sollen. Das angesteuerte Relais bekommt aufgrund der schnellen Rechner schon ein neues Signal, obwohl es möglicherweise noch nicht umgeschaltet hat. Diese "Dead-Line-Verletzung" würfelt das ganze System durcheinander. Man kann/könnte das System anpassen, z.B. mit Rückmeldung vom Relais an den Rechner usw., wozu man scheinbar über ein Viertel Jahr braucht.

Irgendwann werden sie das schon hinbringen. Aber da gibt's noch was anderes und das ist das System an sich. Die Stammstrecke ist mit der derzeitigen Belastung schon ausgelastet genug, was sich durch die ständigen Verspätungen auch bei Kleinigkeiten bemerkbar macht. Je ausgelasteter ein System ist, desto empfindlicher reagiert es auf Störungen. Der 10 Minuten Takt ist nur bei absolut reibungslosem Ablauf möglich. Eine kleine Türstörung kann da schon alles kaputt machen. Da geht es um Sekunden. Die Fahrgäste werden derzeit nicht umsonst so getrimmt und zum Zusteigen an allen Türen aufgefordert. Max. Standzeit sind 30 Sek, auch an Bahnhöfen wie HBF oder Stachus. Allerdings dauert die Abfertigung viel zu lange. Und bis der Zug dann seinen Bremswiderstand überwunden (dazu meine Erklärung unter "S-Bahn Zügen mit Bremsproblemen") hat und vom Fleck kommt, vergeht viel zu viel Zeit. So ein System hat dringend einen gewissen "Puffer" nötig. Der ist gerade beim 10 Minuten Takt nie und nimmer gegeben.
Da ja heutzutage alles "schnell" gehen muss, bleibt für ausreichende Tests keine Zeit mehr. Und vorher überlegen dauert auch zu lange...
Deswegen bin ich sehr gespannt, wie das weitergeht...

Gruß, Steffi

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Experten-Infos
Da spricht die Expertin...:-). Danke erst mal für die umfassenden Einblicke in die Techischen Komponenten der Münchner S-Bahn.

Das sind ja in der Tat ungünstige Voraussetzungen für eine baldige Verbesserung des Münchner S-Bahn-Systems.
Mich wundert nur, inwieweit die Bahn ihre gemachten Versprechungen bezüglich des 10min-Taktes weiterhin verkaufen will. Unter den jetztigen Voraussetzungen scheinen mir die Versprechungen nicht wirklich haltbar. Allein die großen Töne, es gäbe freie Fahrt während der Adventszeit, in der die Baumaßnahmen unterbrochen waren, konnten schon nicht gehalten werden. Es kam genauso zu Verspätungen.
Solche Versprechungen sind letztendlich dann nur schlecht für's Image.

Ich bin ebenso gespannt, wie es weiter geht...

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Eher Infos einer Hobby"expertin" ;-)
Nein, eine Expertin bin ich bei weitem nicht! Mein "Wissen" ist hobbybedingt (Eisenbahn) und stützt sich auf das, was man an der Uni lernt (studiere Elektrotechnik).
Die Werbung is ein ganz großes Probelm. Insbesondere deswegen, da Fehler nicht zugegeben werden!
Über das ständige Schuld schieben auf die "alte" Technik - da kann so jemand wie ich nur lachen! Seien es die "alten" Fahrzeuge (von denen das jüngste mit 6 Jahren nur geringfügig älter ist als die ersten Fahrzeuge der Nachfolgebaureihe) oder das Stellwerk - es ist immer die 30 Jahre alte Technik schuld. Dabei ist hier sehr fein zu unterscheiden, ob diese "böse alte" Technik gut gewartet wurde oder nicht. ;-)
Diese Technik hat nämlich der Modernen etwas voraus: Sie ist haltbar und funktioniert bei richtiger Pflege sehr zuverlässig.
Außerdem ist sie noch relativ leicht zu reparieren, da sie noch unkompliziert ist (Haken heutzutage: Die fehlenden Ersatzteile!). Damals wurden die Gerätschaften noch ausgiebigen Tests unterzogen, was man heute aus Zeit und Geldgründen sehr gekürzt hat.
Kleine Anmerkung am Rande: Von den neuen S-Bahnen hat es keinen Prototypen gegeben. Wir haben hier auf unseren Gleisen sozusagen knapp 200 Prototypen der Baureihe ET 423.
Die Werbung ist wahrlich mutig.
Ich bin ein Fahrgast, der (leider?) etwas mehr weiß, als andere Fahrgäste. Weder mit dem 10 Minuten-Takt, noch mit dem energiesparenden Fahrzeug kann man mich beeindrucken.
Leider sind die Leute, die sich nicht so intensiv mit der Materie beschäftigen wie ich, auf die Werbung angewiesen. Und die Werbung hat genug Einfluß, das den Kunden glaubhaft zu machen.
Aufgrund dessen wird sich der Ärger noch steigern, da die S-Bahn nichts zugibt. Der Schuldige ist ja schnell gefunden: die 30 Jahre alte Technik! Somit kann man den Kunden schön unterbreiten, wie das Neue alles besser macht...

Gruß, Steffi

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der Ärger wird sich noch steigern...
...das ist wirklich gut vorstellbar. Gerade hat Bayerns Bahn-Chef wieder umfangreiche Versprechungen zum Ausbau der S-Bahn, vor allem hinsichtlich des 10min-Taktes, abgegeben (siehe hier). Da bin ich doch wirklich gespannt, inwiewiet diese auch haltbar sind und nicht im Endeffekt eine neue Chaos-Welle auslösen.
Da hätten wir auch wieder das Problem mit der Werbung und Vermarktung: die Bahn schafft große Erwartungen, die nur schwer zu erfüllen sind und erntet dadurch nur Enttäuschung und Unzufriedenheit ihrer Kunden. Ich kann dieses Konzept nicht ganz nachvollziehen...

Eins verstehe ich bezüglich der Frage "alte-neue Technik" nicht: man kann doch nicht dauerhaft auf die alte Technik zurückgreifen, nur weil sie einfacher zu reparieren ist. Der Schritt zu neuen Technik-Konzepten erscheint mir durchaus sinnvoll. Nur sollte das dann auch dementsprechend geplant werden, dass ein sinnvoller Einsatz möglich ist.
Oder versteh ich Dich da falsch?

Gruß, FLO

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Modern ja - aber...
<zitat>Der Schritt zu neuen Technik-Konzepten erscheint mir durchaus sinnvoll. Nur sollte das dann auch dementsprechend geplant werden, dass ein sinnvoller Einsatz möglich ist.</zitat>

Yep! Das Problem heutzutage ist die Schnellebigkeit. Was jetzt "modern" ist, is in zwei Jahren bereits veraltet und möglicherweise nicht mehr untereinander kompatibel. Dieses Problem sehe ich noch kommen, das wird uns noch große Probleme bereiten.
Desweiteren ist das, was jetzt so schnell ohne Testläufe auf die Beine gestellt wird, weit kurzlebiger. Das verursacht Kosten, auch wenn es im ersten Moment billig ist, - und Umweltprobleme.
So etwas ist in meinen Augen auch kein Fortschritt. Die Entwicklungen gehen teilweise in die falsche Richtung. Das ist beim Handy so und überträgt sich auch auf andere, größere Systeme wie z.B. die Bahn.
Ausreichende Tests, Zeit (!) und echtes Denken für die Zukunft wäre hier angebracht.

Gruß Steffi

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unkompatibel
Da gebe ich Dir Recht! Es ist im Endeffekt wesentlich unrentabler, mit nicht ausgereiften und so gut wie überhaupt nicht getesteten Produkten auf den Markt zu gehen. Insbesondere im Fall S-Bahn, wenn ich daran denke, dass hier lauter Prototypen unterwegs sind und die Testphase den Alltag ersetzt.

Ein großes Problem ist natürlich die von Dir angesprochene Schnelllebigkeit. Rein wirtschaftlich gesehen muss sich so ein Projekt aber auch rechnen. Wen man also zuviel Geld in die Etwicklung steckt, scheitert es oftmals an der Finanzierung. Trotzdem darf die Entwicklungs- und Testphase natürlich nicht völlig wegfallen. Genauer betrachtet sind diese beiden Faktoren miteinenader nicht kompatibel.
TrRotzdem muss man einen gesunden Kompromiss finden, mit dem ein entsprechend getestetes und ausgereiftes System finanziert werden kann.

Die Bahn hat jedoch anscheinend rein wirtschaftlich (und kurzfristig) geplant.

Gruß, FLO

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